Dracula, ein berühmter Maler und eine soghafte U-Bahn-Fahrt auf dem Rhein
Das 23. Binger Literaturschiff legt am 10. Juni nach zweijähriger Pause endlich wieder ab.
1999 gab es die erste Ausgabe des Binger Literaturschiffs, veranstaltet von der vhs Bingen. Mittlerweile ist das Schiff weit über die Region bekannt und läuft am 10. Juni um 18.15 Uhr durch die zweijährige Corona-bedingte Pause nun zum 23. Mal aus. Dieses Mal werden Kristof Magnusson, Dana Grigorcea und Timur Vermes an Bord der „Rhenus“ auf der landschaftlich reizvollen Strecke zwischen Bingen und der Loreley aus ihren aktuellen Werken lesen. Zwischen den Lesungen liefern Lehrkräfte der Musikschule Bingen den musikalischen Rahmen für einen schönen Abend auf dem Rhein.
Seit dem letzten Besuch auf dem Literaturschiff ist Kristof Magnusson von der Region begeistert und hat wohl darum auch eine Burg im Rheingau zum Schauplatz seines aktuellen Romans „Ein Mann der Kunst“ gemacht. Auf humorvolle Weise werden hierin die Absurditäten des Kunstbetriebs in den Fokus genommen.
Der Roman „Die nicht sterben“ von Dana Grigorcea, 2021 für den deutschen Buchpreis nominiert, spielt in Rumänien und hat nicht nur die zahlreichen Geschichten rund um den bekannten Vampir Dracula zum Thema, sondern führt auch in soziale Abgründe.
Timur Vermes ist vielen durch seine Satire „Er ist wieder da“ bekannt. Darin erwacht Adolf Hitler 2011 wieder zum Leben. In seinen neuesten Roman „U“ gerät die alltägliche Situation einer U-Bahn-Fahrt völlig außer Kontrolle.
Weitere Informationen und Karten erhältlich bei der Volkshochschule und Musikschule Bingen unter: Tel. 06721-30885-0, Fax 06721-3088539, bzw. im Internet: www.vhs-bingen.de, E-Mail: service@vhs-bingen.de.
Weitere Informationen zu den Autor:innen und Romanen:
Dana Grigorcea: Die nicht sterben
Dana Grigorcea wurde 1979 in Bukarest geboren, sie studierte Germanistik und Nederlandistik und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Zürich. Die Werke der rumänisch-schweizerischen Schriftstellerin, etwa der Roman »Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit« und die Novelle »Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen«, wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Ihr Roman »Die nicht sterben« wurde 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
„Die nicht sterben“ spielt in B., einer kleinen Stadt in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien. Eine junge, in Paris ausgebildete Künstlerin verbringt hier ihre Sommerferien in der Villa ihrer Großtante. Sie liebt die Natur, die bukolische Landschaft und das einfache Leben der Einheimischen. Was sie lange Zeit nicht wahrhaben will, sind die sozialen Abgründe, die Perspektivlosigkeit und die Verzweiflung ihrer Freunde. Das Unheil aber kommt mit dem Fund einer Leiche – übel zugerichtet wie vom Fürsten der Finsternis. Schaurig, tiefgründig, archaisch: Ein atemberaubend atmosphärischer Roman über Rache und Extremismus und die Sehnsucht nach der starken Hand, nach einem gestrengen, grausamen Richter – wie Dracula.
Kristof Magnusson: Ein Mann der Kunst
Kristof Magnusson ist 1976 in Hamburg als Sohn deutsch-isländischer Eltern geboren. Nach seiner Ausbildung zum Kirchenmusiker und dem Zivildienst in New York City in der Sozialarbeit mit Holocaustüberlebenden und Obdachlosen, studierte er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Universität Reykjavík. Er schreibt Romane und Theaterstücke und übersetzt aus dem Isländischen. „Ein Mann der Kunst“ ist sein 4. Roman.
„Ein Mann der Kunst“ handelt von einem Künstler der alten Schule, der sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb verweigert hat und zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt. Seine Bilder werden hoch gehandelt, er ist weltberühmt, hat sich aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Welt, verlogen wie sie ist, will er nichts zu tun haben, der eigene Nachruhm aber liegt ihm am Herzen, und so sagt er zu, den Förderverein eines Museums zu empfangen, der den geplanten Neubau ausschließlich seinen Werken widmen will. Wie die Kunstfreunde bei dieser Begegnung mit ihrem Idol nach und nach die Contenance verlieren, als der Meister ihnen die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut, und den Kunstbetrieb niedermacht– davon erzählt Kristof Magnusson mit großer Meisterschaft und leuchtet die Untiefen unseres Kulturbetriebs heiter, komisch und wahr aus.
Timur Vermes: U
Timur Vermes wurde 1967 in Nürnberg als Sohn einer Deutschen und eines Ungarn geboren. Er studierte in Erlangen Geschichte und Politik und arbeitete anschließend als Journalist und Ghostwriter. Er schrieb bis 2001 für die Abendzeitung und den Kölner Express und später für mehrere Magazine. Sein 2012 erschienener Roman Er ist wieder da ist eines der erfolgreichsten deutschen Debüts der letzten Jahrzehnte. Sein zweiter Roman Die Hungrigen und die Satten stand 2018 wochenlang auf der Bestsellerliste.
U: Eine scheinbar ganz alltägliche Situation: Nur noch fünf U-Bahn-Stationen trennen die junge Lektorin Anke Lohm von einer Dusche und dem frisch bezogenen Bett im Gäste-zimmer ihrer besten Freundin. Zwar nervt sie nach einer langen Bahnreise der einzige andere Fahrgast im leeren Zug, aber beim nächsten Halt will der Mann aussteigen, und dann ist endlich Ruhe. Sollte diese nächste Station nicht eigentlich längst da sein? Aus zwei Minuten werden fünf, dann zehn, zwanzig, in denen die Bahn ungebremst durch die endlose Dunkelheit schießt. Und Anke Lohm ahnt, dass dies mehr sein könnte als nur eine U-Bahn-Fahrt: der größte Fehler ihres Lebens…
Copyrighthinweis:
Dana Grigorcea: Mardiana Sani
Eric Magnusson: Gunnar Klack
Timur Vermes : Jörg Koch